Was passiert wenn der Blinddarm platzt Ein Notfall-Guide

Wenn der Blinddarm platzt, ist das kein kleines Malheur, sondern ein absoluter medizinischer Notfall. Mediziner sprechen hier von einer Appendixperforation. Dabei gelangt Darminhalt zusammen mit hochansteckenden Bakterien unkontrolliert dorthin, wo er auf keinen Fall hingehört: in die sterile Bauchhöhle. Die Folge ist eine schwere, potenziell lebensbedrohliche Entzündung des Bauchfells, die sofortiges Handeln erfordert.

Der Wurmfortsatz: Eine tickende Zeitbombe

Der Blinddarm selbst ist eigentlich gar nicht das Problem, sondern sein kleiner Anhang, der Wurmfortsatz (Appendix vermiformis). Normalerweise führt er ein unscheinbares Dasein, doch wenn er sich entzündet, wird aus dem stillen Mitbewohner eine ernste Gefahr. Eine Blinddarmentzündung (Appendizitis) ist an sich schon schmerzhaft genug, aber die wirkliche Bedrohung entsteht erst, wenn sie unbehandelt bleibt.

Stell dir den Wurmfortsatz wie einen kleinen, dünnwandigen Ballon vor. Wenn der Ausgang blockiert ist, stauen sich im Inneren Schleim und Bakterien an. Der Druck steigt und steigt, die Wände werden immer dünner und schlechter durchblutet. Irgendwann kommt der Punkt, an dem das geschwächte Gewebe dem Druck nicht mehr standhält – der Blinddarm platzt.

Warum schnelles Handeln entscheidend ist

Sobald der Wurmfortsatz reißt, beginnt ein gnadenloser Wettlauf gegen die Zeit. Die Bakterien, die eben noch sicher im Darm eingeschlossen waren, verteilen sich jetzt im gesamten Bauchraum und lösen eine massive Infektion aus. Ohne sofortige ärztliche Hilfe kann diese Situation schnell zu lebensgefährlichen Komplikationen führen. Die Dringlichkeit zu verstehen, ist der erste und wichtigste Schritt, um richtig zu reagieren.

Glücklicherweise sind solche Notfälle heute seltener als früher, was vor allem an besseren Diagnose- und Behandlungsmethoden liegt. In Nordrhein-Westfalen etwa wurden im Jahr 2022 insgesamt 21.312 Menschen wegen einer Blinddarmentzündung im Krankenhaus behandelt. Das klingt viel, ist aber ein deutlicher Rückgang von 41,7 % im Vergleich zum Jahr 2002. Mehr zu dieser Entwicklung findest du in der statistischen Auswertung von IT.NRW.

Ein geplatzter Blinddarm ist kein lokales Problem mehr. Er betrifft den gesamten Körper und erfordert eine sofortige Notoperation, um die Infektionsquelle zu beseitigen und die Bauchhöhle zu reinigen.

Damit du die wichtigsten Fakten schnell zur Hand hast, haben wir die entscheidenden Punkte hier für dich zusammengefasst.

Blinddarmdurchbruch auf einen Blick

Diese Tabelle fasst die wichtigsten Informationen zu einem geplatzten Blinddarm zusammen, von der Definition über die Hauptgefahr bis hin zur notwendigen Erstmaßnahme.

Aspekt Beschreibung
Was passiert? Die Wand des entzündeten Wurmfortsatzes reißt (perforiert).
Hauptgefahr Austritt von Darminhalt und Bakterien in die sterile Bauchhöhle.
Direkte Folge Eine schwere, potenziell tödliche Bauchfellentzündung (Peritonitis).
Wichtigstes Signal Plötzlich nachlassender Schmerz, gefolgt von unerträglichen, diffusen Bauchschmerzen.
Erste Maßnahme Sofort den Notruf (112) wählen oder die nächste Notaufnahme aufsuchen.

Ein klares Verständnis dieser Zusammenhänge kann im Ernstfall entscheidend sein und hilft dabei, die richtigen Schritte ohne Zögern einzuleiten.

Warnsignale richtig deuten: Von der Entzündung zum Durchbruch

Eine Blinddarmentzündung kommt selten mit einem Paukenschlag daher. Sie schleicht sich eher langsam an, fast so, als würde sie testen, wie lange du die ersten Anzeichen ignorierst. Meistens fängt alles mit einem dumpfen, schwer zuordenbaren Schmerz rund um den Bauchnabel an.

Dieses erste Gefühl ist leicht mit etwas anderem zu verwechseln – vielleicht hast du nur etwas Falsches gegessen? Doch in den nächsten Stunden verändert sich der Schmerz. Er wird stärker und „wandert“ ganz gezielt in den rechten Unterbauch. Dort nistet er sich ein, wird spitzer und lässt sich genau lokalisieren.

Dieser Verlauf ist der absolute Klassiker für eine beginnende Entzündung. Genau jetzt ist der Moment, an dem du ärztliche Hilfe brauchst. Ignorierst du diese Phase, riskierst du, dass der Druck im Wurmfortsatz immer weiter steigt und die Situation gefährlich wird.

Vom Druckschmerz zum stechenden Inferno

Wenn der Blinddarm kurz vor dem Platzen steht, ändert sich die Lage dramatisch. Der Schmerz, der bisher zwar stark, aber konstant war, eskaliert plötzlich zu einem unerträglichen, stechenden Gefühl. Jede Bewegung, jeder Atemzug, selbst ein kleines Husten wird zur Qual.

Doch dann passiert etwas sehr Trügerisches: Der Schmerz lässt auf einmal nach. Für einen kurzen Augenblick scheint es dir vielleicht besser zu gehen. Diese Phase ist aber extrem gefährlich, denn sie ist nicht das Ende der Entzündung, sondern die Ruhe vor dem Sturm. Der Wurmfortsatz ist geplatzt, der enorme Druck ist weg – und damit vorübergehend auch der Schmerz.

Wichtig: Diese kurze, scheinbare Besserung ist das kritischste Warnsignal für einen Blinddarmdurchbruch. Unmittelbar danach kehrt der Schmerz mit voller Wucht zurück, verteilt sich aber nun über den gesamten Bauchraum.

Diese Infografik hilft dir, die Dringlichkeit von Bauchschmerzen schnell einzuordnen und zu erkennen, wann es sich um einen sofortigen Notfall handelt.

Infographic about was passiert wenn der blinddarm platzt

Die Grafik macht klar: Bestimmte Arten von Bauchschmerzen lassen keine Zeit zum Abwarten und erfordern eine sofortige medizinische Abklärung.

Die folgende Tabelle stellt die Symptome einer einfachen Entzündung denen eines Durchbruchs gegenüber. So werden die Unterschiede und die Eskalation der Lage noch deutlicher.

Vergleich der Symptome Appendizitis vs. Perforation

Symptom Bei Blinddarmentzündung (Appendizitis) Bei Blinddarmdurchbruch (Perforation)
Schmerzcharakter Dumpf beginnend, später spitz und lokalisiert im rechten Unterbauch Zuerst unerträglich stechend, dann kurze Schmerzlinderung, gefolgt von massivem Schmerz im gesamten Bauch
Fieber Leicht erhöht, meist unter 39 °C Hohes Fieber, oft über 39 °C
Bauchdecke Weich, aber druckempfindlich Bretthart (Abwehrspannung)
Allgemeinzustand Unwohlsein, Appetitlosigkeit Extremes Krankheitsgefühl, Schwäche, Blässe, kalter Schweiß
Bewegung Schmerzhaft, aber möglich (oft Schonhaltung) Jede Bewegung, sogar Atmen, ist extrem schmerzhaft

Die Tabelle zeigt, dass ein Durchbruch nicht nur eine Verstärkung der Symptome ist, sondern eine völlig neue, lebensbedrohliche Situation darstellt.

Begleitsymptome, die Alarm schlagen

Neben dem Schmerz gibt es noch weitere klare Zeichen, die auf einen drohenden oder bereits erfolgten Durchbruch hindeuten. Dein Körper kämpft gegen eine massive Infektion, und das zeigt er deutlich:

  • Hohes Fieber: Die Körpertemperatur schießt oft schnell auf über 39 °C hoch.
  • Übelkeit und Erbrechen: Der Körper reagiert heftig auf die Entzündung im Bauchraum.
  • Brettharter Bauch: Die Bauchmuskulatur spannt sich reflexartig an, um die entzündeten Organe zu schützen. Mediziner nennen das Abwehrspannung.
  • Allgemeines Krankheitsgefühl: Du fühlst dich extrem schwach, siehst blass aus und bist völlig abgeschlagen.

Diese Symptome können je nach Alter und Person unterschiedlich ausfallen. Daten aus Schleswig-Holstein zeigen zum Beispiel, dass 70 % der Betroffenen im erwerbsfähigen Alter zwischen 18 und 64 Jahren sind, während nur 17 % auf Kinder und Jugendliche unter 18 entfallen. Gerade bei Kindern sind die Symptome oft untypisch, was das Risiko für einen Durchbruch leider erhöht. Mehr zur Altersverteilung und regionalen Unterschieden findest du auf statistik-nord.de.

Wenn du eine Kombination aus plötzlich nachlassendem und dann wiederkehrendem, unerträglichem Schmerz, hohem Fieber und einem harten Bauch bemerkst, ist das ein absolutes Alarmsignal. Zögere keine Sekunde und wähle den Notruf. Hier zählt wirklich jede Minute, um lebensgefährliche Folgen wie eine Bauchfellentzündung oder eine Sepsis zu verhindern.

Wie es zu einem Blinddarmdurchbruch kommt

Ein Blinddarmdurchbruch beginnt fast immer unscheinbar – mit einer simplen Blockade. Man muss sich den Wurmfortsatz, diesen kleinen, schlauchförmigen Anhang am Darm, wie eine Sackgasse vorstellen, die nur eine winzige Öffnung hat. Wird dieser Ausgang verstopft, setzt das eine fatale Kettenreaktion in Gang.

Die häufigste Ursache für so eine Verstopfung ist ein sogenannter Kotstein, also ein kleiner, verhärteter Stuhlpartikel. Aber auch geschwollene Lymphknoten, wie sie bei Infekten im Bauchraum vorkommen, oder seltener mal Fremdkörper oder ein unglücklicher Knick können den Abfluss blockieren. Um diesen Ablauf wirklich zu verstehen, ist ein Blick auf die genaue Lage der Organe hilfreich. Mehr über die komplexe Anatomie des Magen-Darm-Trakts kannst du in unserem ausführlichen Artikel nachlesen.

Der Druck im Inneren steigt

Stell dir den blockierten Wurmfortsatz wie einen verstopften Abfluss vor. Drinnen geht die Arbeit aber weiter: Die Schleimhäute produzieren unermüdlich Flüssigkeit und die Bakterien, die dort ganz normal leben, vermehren sich rasant. Weil aber nichts mehr raus kann, stauen sich Schleim und Bakterien an.

Dieser Stau lässt den Druck im Inneren des kleinen Organs dramatisch ansteigen. Die dünnen Wände des Wurmfortsatzes werden gedehnt wie ein Luftballon, was die ersten dumpfen Schmerzen auslöst, die man oft um den Bauchnabel herum spürt. Der Körper merkt, dass etwas nicht stimmt, und reagiert mit klassischen Abwehrzeichen wie Appetitlosigkeit und leichtem Fieber.

Der entscheidende Faktor ist der unaufhaltsam steigende Innendruck. Er ist der Motor, der eine simple Entzündung in einen lebensbedrohlichen Notfall verwandelt.

Der eskalierende Druck hat verheerende Folgen für das Gewebe. Er wird so stark, dass er die feinen Blutgefäße in der Wand des Wurmfortsatzes regelrecht abdrückt.

Damit ist die Blutzufuhr und somit auch die Sauerstoffversorgung gekappt. Ohne Sauerstoff stirbt das Gewebe langsam ab – Mediziner sprechen hier von einer Nekrose. Die einst elastische und widerstandsfähige Wand wird brüchig, dünn und schwach. An den empfindlichsten Stellen können dann kleine Löcher entstehen oder die gesamte Wand gibt dem Druck schliesslich nach.

Besondere Risikogruppen

Obwohl eine Blinddarmentzündung jeden treffen kann, gibt es Gruppen, bei denen das Risiko für einen Durchbruch statistisch höher ist:

  • Kinder: Bei kleinen Kindern sind die Symptome oft untypisch. Sie können den Schmerz nicht genau benennen oder klagen nur über allgemeines Unwohlsein. Das erschwert die Diagnose und kostet wertvolle Zeit.
  • Ältere Menschen: Auch bei Senioren verläuft die Entzündung oft mit milderen Symptomen. Die Schmerzen werden dann fälschlicherweise anderen altersbedingten Wehwehchen zugeschrieben, was die Diagnose ebenfalls verzögert.
  • Menschen mit geschwächtem Immunsystem: Ihr Körper kann eine beginnende Infektion schlechter in Schach halten. Die Entzündung schreitet dadurch oft schneller und aggressiver voran.

In diesen Fällen ist die Zeitspanne zwischen den ersten Anzeichen und dem gefährlichen Platzen oft deutlich kürzer. Genau deshalb gilt: Bei unklaren Bauchschmerzen, die immer schlimmer werden, lieber einmal zu viel als einmal zu wenig einen Arzt aufsuchen.

Die lebensgefährlichen Folgen einer Perforation

Ein geplatzter Blinddarm ist keine lokale Angelegenheit mehr. Sobald die Wand des Wurmfortsatzes nachgibt und reißt, eskaliert die Situation schlagartig. Was eben noch ein Problem in einem kleinen Organ war, wird plötzlich zu einer Bedrohung für den gesamten Körper. Die größte und direkteste Gefahr ist die Bauchfellentzündung, die Mediziner Peritonitis nennen.

Stell dir vor, ein voller Müllbeutel platzt und sein hochinfektiöser Inhalt verteilt sich unkontrolliert in deiner gesamten Wohnung. Ein ganz ähnliches Schreckensszenario spielt sich bei einer Appendixperforation im Bauchraum ab. Eiter, Darminhalt und Milliarden von Bakterien ergießen sich in die eigentlich sterile Bauchhöhle und lösen eine heftige, unkontrollierte Entzündungsreaktion aus.

Bakterien im Bauchraum nach einem Blinddarmdurchbruch

Diese massive Infektion ist der Startschuss für eine ganze Kaskade von lebensgefährlichen Komplikationen. Ab diesem Moment ist schnelles medizinisches Handeln überlebenswichtig.

Von der Peritonitis zur Sepsis

Die Bauchfellentzündung selbst äußert sich durch extrem starke Schmerzen im gesamten Bauchraum, hohes Fieber und einen sogenannten „brettharten“ Bauch – ein Schutzreflex, bei dem sich die Bauchmuskulatur krampfhaft anspannt. Doch die eigentliche Gefahr lauert noch tiefer. Wenn es nicht gelingt, die Infektion schnell einzudämmen, können die Bakterien in die Blutbahn gelangen. Das Ergebnis: eine Blutvergiftung, auch Sepsis genannt.

Eine Sepsis ist die mit Abstand gefährlichste Folge, die eintreten kann, wenn der Blinddarm platzt. Hier gerät die körpereigene Abwehr völlig außer Kontrolle. Statt nur die Bakterien zu bekämpfen, fängt das Immunsystem an, die eigenen Organe anzugreifen. Dieser Prozess kann in einem Multiorganversagen enden, bei dem lebenswichtige Organe wie Nieren, Leber und Lunge nach und nach ihre Funktion einstellen.

Eine Sepsis ist ein absoluter medizinischer Notfall. Die Sterblichkeitsrate ist hoch, und der Zustand erfordert eine sofortige intensivmedizinische Behandlung mit hochdosierten Antibiotika und kreislaufstabilisierenden Maßnahmen.

Die Mechanismen, wie der Körper auf solche massiven Entzündungen reagiert, sind ziemlich komplex. Wenn du genauer verstehen möchtest, wie solche Krankheitsbilder entstehen, findest du in unserem Artikel eine einfache Erklärung zur Pathophysiologie und den Abläufen im Körper.

Die Gefahr von Abszessen

Manchmal versucht der Körper, die Katastrophe selbst in den Griff zu bekommen. Er bildet eine Art Schutzwall um den ausgetretenen Eiter und die Bakterien, um die Infektion einzukapseln. So entsteht ein Abszess – eine abgekapselte Eiteransammlung im Bauchraum.

Ein solcher Abszess kann die unmittelbare Ausbreitung der Infektion zwar vorübergehend aufhalten, ist aber im Grunde eine tickende Zeitbombe. Er kann jederzeit platzen und die Infektion erneut im Bauchraum verteilen oder zu chronischen Beschwerden führen.

Diese potenziellen Komplikationen machen deutlich, warum ein Blinddarmdurchbruch so brandgefährlich ist. Jedes Jahr erkranken in Deutschland etwa 150.000 Menschen an einer Blinddarmentzündung. Das Lebenszeitrisiko liegt bei Männern bei 8,6 % und bei Frauen bei 6,7 %. Platzt der Blinddarm, ist eine sofortige Operation unumgänglich, um die Infektionsquelle zu entfernen und die Bauchhöhle gründlich zu reinigen. Jede Minute, die ohne Behandlung vergeht, erhöht das Risiko für bleibende Schäden oder sogar einen tödlichen Ausgang.

Was im Krankenhaus bei einem Blinddarmdurchbruch geschieht

Wenn du mit dem Verdacht auf einen geplatzten Blinddarm in der Notaufnahme landest, beginnt ein präzise abgestimmter Prozess. Hier zählt jede Minute. Das medizinische Team weiß, dass es ein Wettlauf gegen die Zeit ist, und leitet sofort alle nötigen Schritte ein, um schnell eine sichere Diagnose zu stellen und mit der Behandlung zu beginnen.

Der erste Schritt ist immer eine gründliche körperliche Untersuchung. Der Arzt wird deinen Bauch ganz vorsichtig abtasten, um den Schmerzpunkt exakt zu finden. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf typischen Druckpunkten wie dem McBurney-Punkt im rechten Unterbauch. Fühlt sich die Bauchdecke bretthart und angespannt an, ist das ein klares Alarmsignal für eine bereits fortgeschrittene Bauchfellentzündung.

Ein Arzt untersucht den Bauch eines Patienten

Parallel dazu wird dir Blut abgenommen. Die Analyse liefert schnelle und entscheidende Hinweise auf das Ausmaß der Entzündung im Körper. Sind die Entzündungswerte – wie das C-reaktive Protein (CRP) und die weißen Blutkörperchen (Leukozyten) – stark erhöht, bestätigt das den Verdacht auf eine massive Infektion.

Die Diagnose sichern

Um absolute Gewissheit zu erlangen, greifen die Ärzte auf bildgebende Verfahren zurück. Diese Methoden erlauben einen direkten Blick in den Bauchraum, um den Zustand des Wurmfortsatzes und das Ausmaß der Katastrophe zu beurteilen.

  • Ultraschall (Sonografie): Das ist meist die erste Wahl. Die Untersuchung ist schnell, schonend und kommt ganz ohne Strahlenbelastung aus. Ein erfahrener Arzt kann hier oft schon den entzündeten oder geplatzten Wurmfortsatz und freie Flüssigkeit im Bauch erkennen.
  • Computertomografie (CT): Liefert der Ultraschall kein klares Bild, ist das CT der Goldstandard. Es erstellt hochauflösende Schnittbilder des Bauchraums und kann einen Durchbruch mit höchster Sicherheit nachweisen. Wenn du mal sehen willst, wie Ärzte solche Bilder lesen, gibt unser Artikel zur Befundung eines CT-Abdomens tiefere Einblicke.

Sobald die Diagnose feststeht, gibt es nur eine Option: eine sofortige Notoperation, die sogenannte Appendektomie.

Die Notoperation und was danach kommt

Die OP muss so schnell wie möglich stattfinden, um die Infektionsquelle zu beseitigen. Dafür gibt es zwei gängige Verfahren:

  1. Minimalinvasive Operation (Laparoskopie): Das ist heute die bevorzugte Methode. Über winzige Schnitte werden eine Kamera und spezielle Instrumente eingeführt, um den Wurmfortsatz zu entfernen. Der Eingriff ist deutlich schonender, hinterlässt kleinere Narben und die Erholungszeit ist meist kürzer.
  2. Offene Operation: Bei einer weit fortgeschrittenen Bauchfellentzündung oder wenn der Bauchraum stark verunreinigt ist, kann ein größerer Bauchschnitt nötig sein. Das verschafft dem Chirurgen eine bessere Übersicht und erleichtert die gründliche Reinigung des Bauchraums.

Der entscheidende Schritt nach der Entfernung des Wurmfortsatzes ist die ausgiebige Spülung der gesamten Bauchhöhle. Hier werden Liter von steriler Lösung verwendet, um Eiter, Darminhalt und Bakterien so vollständig wie möglich zu entfernen.

Nach der OP ist die Behandlung aber noch längst nicht vorbei. Du bekommst über mehrere Tage eine hochdosierte Antibiotikatherapie direkt in die Vene, um die verbliebenen Bakterien im Körper zu bekämpfen und eine lebensgefährliche Sepsis zu verhindern. Damit im Notfall alles reibungslos klappt, ist eine gute Personaleinsatzplanung im Gesundheitswesen unerlässlich – ein perfekt koordiniertes Team ist hier der Schlüssel zum Erfolg. Der Krankenhausaufenthalt ist bei einem Durchbruch deutlich länger als bei einer unkomplizierten Blinddarmentzündung und kann gut und gerne eine Woche oder mehr dauern.

Häufig gestellte Fragen rund um den Blinddarmdurchbruch

Ein geplatzter Blinddarm – allein der Gedanke daran wirft viele Fragen auf und sorgt für Unsicherheit. Wir bringen Licht ins Dunkel, beantworten die wichtigsten Fragen und räumen mit einigen Mythen auf, damit du klar und verlässlich informiert bist.

Kann man einem Blinddarmdurchbruch überhaupt vorbeugen?

Eine gezielte, hundertprozentige Vorbeugung gibt es leider nicht. Die Gründe für eine Blinddarmentzündung sind einfach zu vielfältig und oft unvorhersehbar – das kann ein kleiner Kotstein sein, der den Ausgang verstopft, oder auch mal geschwollene Lymphknoten. Es gibt keine spezielle Diät oder ein Wundermittel, das dich davor sicher schützt.

Was aber immer hilft, ist eine allgemein gesunde Lebensweise für einen fitten Darm. Eine ausgewogene, ballaststoffreiche Ernährung kurbelt die Verdauung an und kann so theoretisch das Risiko für Verstopfungen und besagte Kotsteine reduzieren.

Der beste Schutz vor einem Durchbruch ist und bleibt aber, eine Blinddarmentzündung frühzeitig zu erkennen. Wenn du die typischen Symptome wie die wandernden Schmerzen bemerkst, zögere keine Sekunde und geh zum Arzt. Schnelles Handeln ist hier der Schlüssel und verhindert, dass die Situation eskaliert.

Wie lange liege ich nach der Not-OP flach?

Nach einem Blinddarmdurchbruch musst du dich auf eine längere Genesungszeit einstellen als nach einer einfachen Blinddarm-OP. Dein Körper hat nämlich gleich zwei Baustellen: Er muss nicht nur die Operation selbst wegstecken, sondern auch die schwere Infektion bekämpfen, die sich im ganzen Bauchraum ausgebreitet hat.

Stell dich ungefähr auf folgende Etappen ein:

  • Im Krankenhaus: Du wirst wahrscheinlich etwa eine Woche, manchmal auch etwas länger, im Krankenhaus bleiben. In dieser Zeit bekommst du hochdosierte Antibiotika direkt über die Vene, um die Entzündung komplett auszumerzen.
  • Zuhause erholen: Nach der Entlassung heißt es: Schongang einlegen! Für mehrere Wochen sind schweres Heben und anstrengender Sport absolut tabu. Dein Körper und die Wunden brauchen diese Zeit, um vollständig zu heilen.

Die genaue Dauer ist natürlich immer individuell und hängt davon ab, wie schnell du dich erholst und wie ausgeprägt die Bauchfellentzündung war.

Muss ich mit langfristigen Schäden rechnen?

Die gute Nachricht zuerst: In den allermeisten Fällen heilt der Körper nach einer schnellen und professionellen Behandlung komplett aus, ohne dass irgendwelche Schäden zurückbleiben. Die moderne Medizin ist hier wirklich weit, sodass die Prognose heute sehr gut ist.

Ein kleines Restrisiko für Spätfolgen gibt es aber. Die massive Entzündung kann im Bauchraum zu Narbengewebe und Verwachsungen (Adhäsionen) führen. Das bedeutet, dass Organe, die normalerweise glatt aneinander vorbeigleiten, miteinander verkleben können.

Solche Verwachsungen bleiben oft unbemerkt, können aber in seltenen Fällen auch Jahre später noch Probleme machen. Dazu gehören chronische Bauchschmerzen oder, im schlimmsten Fall, ein Darmverschluss, der dann eine weitere Operation nötig macht.

Kann sich der Blinddarm ein zweites Mal entzünden?

Diese Frage können wir mit einem ganz klaren Nein beantworten. Bei der Operation, der sogenannten Appendektomie, wird der Wurmfortsatz vollständig entfernt.

Und was weg ist, kann keine Probleme mehr machen. Da das Organ, das die ganze Misere verursacht hat, nicht mehr da ist, kann es sich auch nicht erneut entzünden. Nach der OP bist du also dein Leben lang vor einer weiteren Blinddarmentzündung sicher.


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